„Brings" lassen auf Bühne Unterhosen an

    Konzert im Pirmasenser Quasimoto: Zeitreise durch 13 Jahre Band-Geschichte – Bluesrocker „Dicht'n'Durch" mit Pfälzer Mundart

    Von unserem Mitarbeiter

    Dirk Müller

    Nein, nicht ganz nackt – wie es der Albumtitel und das dazu gehörige CD-Cover vermuten ließen – spielten sich die Kölschrocker „Brings" am Samstagabend im Pirmasenser Musikclub Quasimoto vor gut 300 Gästen durch ihr „Puddelrüh"-Programm, boten eine Zeitreise durch mittlerweile 13 Jahre „Brings"-Geschichte.

    Zuvor heizten die Pfälzer Mundart-Bluesrocker „Dicht'n'Durch" eine dreiviertel Stunde lang im ganz vorzüglichen Soundmantel mit den Songs ihrer ersten CD ein.

    Im Fall „Brings" sorgten nicht nur die ausgezeichnete Songauswahl, ein ganz hervorragender, tiefenlastiger und knackiger Sound sowie das sehr dichte Zusammenspiel innerhalb der Band für einen sehr runden Konzertabend. Der Auftritt lebte gerade auch von dem, was viele Bands heutzutage vergessen: einem angenehmen Maß an Menschlichkeit und Unterhaltung zwischen den Liedern. Auch für diese Momente geht man auf Konzerte.

    Warum jetzt dieses nächste Lied unter welchen Umständen geschrieben wurde, wem es aus welcher Intention heraus gewidmet wurde und wieso es nun auf die Bühne gebracht wird – die Band (und im Speziellen ein sehr gut gelaunter Sänger Peter Brings) nahm sich sehr viel Zeit für ihre verbalen Ausführungen, um somit eine sehr persönliche, „menschliche" Show abzuliefern. Die Musiker aus der Domstadt ließen es sich auch nicht nehmen, politische Statements gen Irak und Amerika zu senden, sangen eines der Konzerthighlights, „Hier und Jetzt", für all die, die im Irak sich und ihre Familie, die vielen Kinder zu schützen versuchen. Auch für sentimentale Momente war über den kompletten Abend hinweg gesorgt. Nichtsdestotrotz war insgesamt gesehen wieder einmal eine ausgesprochen positive Energie im großräumigen Konzertsaal an der B 10 durch diesen jederzeit sympathischen Auftritt zugegen.

    Ein weiterer elementarer Grund für die außerordentliche Kompaktheit der seit vielen Jahren stabilen Bandbesetzung war sicher die Hinzunahme eines dritten Gitarristen. So verfügte die Band durch den Einsatz der akustischen – ergänzend zur elektrischen – Gitarre Harry Alfters über eine noch intensivere, vielschichtigere, einfach weit greifendere Ausstrahlung, die den Songs zusätzliches Volumen verlieh, ohne sich in zusätzlichen verzerrten Sounds zu verlieren. Zudem kann sich Peter Brings anno 2003 verstärkt dem Kontakt zum Publikum widmen, muss nicht mehr so viele Lieder selbst mitspielen.

    Die weiblichen Gäste (die am Samstag standesgemäß wieder das Gros des Publikums ausmachten) kamen dann optisch gesehen im Zugabenteil voll auf ihre Kosten, als die Herren Musiker lediglich in Unterhosen auf die Bühne zurück kamen, um mit „Puddelrüh" (splitterfasernackt), dem Titeltrack der aktuellen CD, wenigstens fast nackt das Ende der Zeitreise durch ihre Bandgeschichte zu spielen.

    Immer wieder wird – so manches Mal vielleicht auch etwas leichtfertig – von spielfreudigen Bands berichtet. Doch im Fall „Brings" kann dies ruhigen Gewissens niedergeschrieben beziehungsweise ganz dick unterstrichen werden. Schweißtreibend offenbarte sich dieser Auftritt, der getränkt war in internationalem Format. Sicher das druckvollste und wertigste Gastspiel der Kölner im Pirmasenser Quasimoto.