Kurs gen Frieden genommen






Bild: Stinauer
Musizieren für den Frieden bei einer Schiffstour auf dem Rhein: Frank Hocker, Gerd Köster, Jens Streifling und Wolfgang Niedecken (v.l.).

Gegen einen drohenden Krieg im Irak wurde am Sonntag mit Musik und Kabarett auf einem Friedensschiff protestiert.

„Die Zeit ist wie ein Flaschenhals - sie wird immer enger“, betonte Wolfgang Niedecken, Sänger von BAP, und forderte mit diesem Satz auch andere Künstler auf, sich gegen einen möglichen Krieg im Irak auszusprechen. Diese Möglichkeit nutzten rund 450 Teilnehmer auf einem Schiff. Die Idee zu einer Friedensfahrt auf dem Rhein hatten Cornel Wachter und Marc Tölle vom „Club der offenen Herzen“ und Pfarrer Hans Mörtter.

„Wir wollen mit diesem Ereignis in jedes Wohnzimmer rein und die Leute für den Frieden mobilisieren“, sagte Hans Mörtter. Das Problem: Die Friedensaufforderung sollte auf alle Fälle rechtzeitig vor der UN-Sicherheitsratsitzung am 27. Januar laufen, „um der Bundesregierung, die Nein sagen muss, den Rücken zu stärken“, wie Niedecken anmerkte.

Durch ein bundesweites Echo auf ihre Aktion soll ein Zeichen gegen den Krieg gesetzt werden, hoffen die Veranstalter. Zur Vorbereitung hatten sie dann nur knapp zwei Wochen Zeit - aber die haben sie erfolgreich genutzt. Etwa 50 prominente Kriegsgegner konnten sie von ihrer Idee überzeugen und stellten ein beeindruckendes Programm auf die Beine: Musik, Kabarett, Lesungen und Vorträge sollten die Friedensbotschaft unterstreichen, aber auch unterhalten. Unter anderem frotzelte Jürgen Becker über den Unterschied zwischen dem Irak, einem so genannten Schurkenstaat und den USA, die immer mehr zu einem Schlägerstaat würden. Die Schauspielerin und Schriftstellerin Renan Demirkan, die sich selbst als Dino der Friedensbewegung bezeichnet, wollte mit ihrem Text von Heinrich Böll auf die Folgen von Krieg aufmerksam machen. „Erstens löst Krieg keine Probleme, sondern schafft neue, und zweitens trifft ein Krieg nie den Tyrannen, sondern nur die Bevölkerung“, gab die gebürtige Türkin zu bedenken. Aber nicht nur die Friedensbotschaften lockten die Gäste in den Bauch des Schiffes. Musikalisch unterstützten unter anderem Brings, die Bläck Fööss, Wolfgang Niedecken, Kozmic Blue und Ars Vitalis die Aktion. „Natürlich sind wir auch wegen der Musik gekommen“, gab eine Besucherin zu, „aber auch, um das bisschen Einfluss, das man als normaler Bürger hat, zu nutzen.“