Deutsche und französische Intellektuelle gegen möglichen Irak-Krieg
Berlin - Namhafte Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich haben gemeinsam zum Widerstand gegen einen möglichen Irak-Krieg aufgerufen. In einem Appell der von Klaus Staeck und Johano Strasser initiierten «Aktion für mehr Demokratie» werden die Regierungen aufgefordert, eine solche "Katastrophe" zu verhindern. Bereits am vergangenen Montag hatten sich deutsche Intellektuelle mit Bundeskanzler Gerhard Schröder getroffen und ihm ihre Unterstützung bei seinem «Nein» gegen eine Beteiligung an einem Krieg zugesagt. Die bisher über 60 Unterzeichner erinnern an die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages, der eine lange Periode der Feindschaft zwischen den beiden Völkern beendet habe. «Wir sind in großer Sorge, dass anderswo auf der Welt wiederum Feindschaft geschürt und ein Krieg begonnen wird», heißt es in der Erklärung. Dabei stehe die Welt vor einer historischen Weichenstellung: Krieg solle als Mittel der Politik legalisiert werden. Die Unterzeichner widersprechen der Behauptung, dass ein Krieg gegen den Irak unausweichlich sei. «Nichts rechtfertigt einen Präventivschlag gegen ein Land, dessen Bevölkerung unter einer menschenverachtenden Diktatur und immer noch unter den Folgen des letzten Golfkrieges leidet.» Der internationale Terrorismus sei durch Krieg nicht wirksam zu bekämpfen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sei verpflichtet, «sich an Geist und Buchstaben der Charta der Vereinten Nationen zu halten». Eine Zustimmung des Weltsicherheitsrates zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg würde nach Ansicht der Unterzeichner das Ende der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Friedensordnung bedeuten und unabsehbare Folgen haben. «Wir erklären uns solidarisch mit unseren amerikanischen Kolleginnen und Kollegen, die sich den Kriegsvorbereitungen widersetzen und rufen alle dazu auf, sich unserem Aufruf anzuschließen und die immer stärker werdenden Friedensaktivitäten in ihren jeweiligen Ländern aktiv zu unterstützen», heißt es in dem Text. Der Appell wurde unter anderem von den Schriftstellern Günter Grass, Christa Wolf, Christoph Hein, Volker Braun, Peter Härtling, Erich Loest, Peter Rühmkorf, Walter Jens, Ingo Schulze, Michel Butor und dem Philosophen Jacques Derrida unterzeichnet. Zu den Unterzeichnern gehören ferner die Schauspieler Hannelore Elsner, Otto Sander und Joachim Krol, die Regisseure Hans W. Geißendörfer, Jutta Brückner und Hark Bohm, die Komponisten Wolfgang Rihm und Mauricio Kagel, die Künstler Tomi Ungerer und Jochen Gerz, die Historiker Hans Mommsen und Jean-Pierre Vernant, der Neurobiologen Wolf Singer und der BAP-Musiker Wolfgang Niedecken. (dpa) |