Euphorische Katerstimmung Kennst du das? Der Kopf weigert sich, die letzte Hülle des Schlafkokons zu durchbrechen … jeder Versuch wird vereitelt … bist übermüde und überdreht von diesem Adrenalingemisch, fühlst dich ein bisschen gaga, der Stein im Bauch löst sich nicht auf … immer neue Gefühle von Tönen tauchen auf, der Geschmack von Augenblicken, dazu die Endlosschleife … „Jo dann dunn dat“…. Random von Bildern und Musik … du kommst einfach nicht raus aus der Nummer, versuchst, das Gefühl festzuhalten, doch es entgleitet von Sekunde zu Sekunde mehr und du wehrst dich dagegen und weißt, dass du dieses Spiel verlieren wirst. Konservieren wäre toll. Wahrscheinlich liegst du hier mit so ’nem einfältigen Grinsen im Jeseech. Bist froh, dass dich keiner sieht. Dann müsstest du es womöglich erklären … Was du heute alles machen willst!? Daraus wird nix … den Gedankenspagat kriegste nicht hin, tut weh. Mit dem Kopf woanders sein als die Füße sind …. Du wirst heute nur Stille ertragen können… und das Echo der Nacht in deinem Kopf …. liegst da in deiner Schlafstatt, bist noch am Sortieren, die Welt zurechtfinden… von draußen dringt Geplärre von Kindern rein…. durchschneidet die äußere Lautlosigkeit … absoluter worst case jetzt beim Aufwachen früh um 12… Und alles nur weil … gestern das Triumvirat K-H-K in die Kulturkirche Nippes geladen hatte, um ihrer Fangemeinde die Messe zu lesen. Aus’m Gesangbuch „Jedrisse, Baby“ und früherer Erscheinungen … und damit jagen sie mich durch Himmel und Hölle … gedoppelt durch Videoprojektion und gekonnt in fantastisches Licht inszeniert. Minimalbesetzung. Stimme, zwei Gitarren. Ein bisschen rhythmisches Geräusch dazu. Sonst nix. Genug für ein Hochamt. Wunderbar tiefsinnige, hochemotionale, feinfühlige, scharfsinnige Betrachtungen, Befunde, Seelenzustandbeschreibungen, legitime Ketzereien…. halt die ganze Bandbreite Menschheitsbefindlichkeiten der mittleren bis unteren Daseinsebene. Jächts unsentimentaler aber lupenreiner Blick auf das Wesen Mensch ist furchtbar ehrlich und mitleidslos und doch liebevoll und irgendwie berührend… für all die Looser, Lover, Lonelyheros …. Typen mit Kratzern und Beulen. Manchmal so gespielt banal, so vordergründig schnodderig, aber eben nur gespielt … Herzblut bis in den kleinen Finger, die umwerfende Bühnenpräsenz dringt bis in den letzten dunklen Kirchenwinkel. Und die Musik dazu? Frank und Helmut verklickern das mit Schmiss und Schmackes. Das ist vom Allerfeinsten, was Mann auf Gitarre tun kann, ist gänzlich unaufgeregt aber aufwühlend und von absolut präzisem Timing. Gitarrengötter der Welt, ihr dürft euch verneigen! Schlagfertig. Einfühlsam. Wort ist Musik. Jedes einzelne. Und dazwischen auch. Vollendetes Handwerk. Hörbar mit Spielwitz und einer unbändigen Spielfreude und Lust auch sichtbar. Dieses Höllenfeuer Maach op, das sonst das Sax anbläst, fackelt Helmut in einem furiosen Solo ab … Heiliger Bimbam! Jüngstes Gericht! Gibt’s so etwas wie Bühnensexappeal? … man kann es sehen, fühlen und hören!! Immerhin ist da eine geballte Ladung Mann auf der Bühne! Hingerm Firmament und Zaubermund erkläre ich auf Anhieb zu meinen Herzensangelegenheiten. Et räänt em Aujus steht außer Konkurrenz. Gleicher Level wie das reduzierte von der fetten Bühnenversion umgeswitchte Alles im Griff, vollendet runtergefahren auf Gitarre hoch zwei, längst tanzbrunnenüberfällig! Der Ausdruckstanz wird hier und jetzt zum Hit erklärt. Mordsmäßiger Beifall. Orkan im Kirchenschiff! Will alles. Gibt alles. Kriegt alles. Klasse! Mehr davon. Noch viel mehr! Jächt führt die Fangemeinde in einer Art Trancezustand durch Tom Waits’ Komm Erus zu hoch euphorischen Huldigungen! Tausend Dank für Lachen, Schmunzeln, Kloß im Hals, Kribbeln im Bauch, Ameisen auf der Haut. Keine Sinnestäuschungen, alles echt, hautnah wie man es nur live erlebt. KHK nehmen sich viel Zeit für uns, mit Pause für Bier holen und wegbringen und für sich sammeln, gewähren sie uns beinahe drei Stunden. Bevor es zu unkontrollierbarer Massenhysterie kommt, steuern sie uns mit Windije Latään geschickt in gemäßigtere Erregungszustände und raus in die gefühlt irreale Welt. P.S. Ostern, Weihnachten, Pfingsten…. alle Feiertage zusammen ist die Kirche nicht so!!! voll. Davon träumt der HausHERR. Apropos - hat der ’nen Anwohnerparkplatz oder gewährt ihm die Stadt Köln konfessionsübergreifenden Rabatt in der Siebachstraße/Merheimerstraße? ’… ’tschuldigung, frag’ ja nur … Christel Amberg-Wiegand für www.erlebtemusik.de |