10.07.2014
Fotos Stephan Eicher Konzert
Fotos Philipp Fankhauser Konzert
>die Tageswoche schreibt dazu<
Die Band: Hank Shizzoe - Gitarren Johan Renard - Geige, Mandoline, Piano, Trompete Michael Flury- Gebläse Simon Baumann - Drums & Percussion Baptiste Gemser - Bass, Horns Zentralschweizer Guggenmusik "Eichhorns"
|
|
Basel Summerstage - Fankhauser, Eicher und ein bisschen Regen - was für eine Nacht! Seit langer Zeit besuchen wir mal wieder ein Konzert in der Schweiz - aber das waren wirklich 3 überzeugende Argumente: an einem Abend Fankhauser, Eicher und dazu noch lange nicht mehr besuchte Freunde in Basel wiedersehen - da mussten wir dabeisein! Und ich würde mich den Rest meines Lebens eine Närrin nennen hätte ich mir das entgehen lassen - Merci und Chapeau an die Herren Fankhauser und Eicher und natürlich an alle die großartigen Musiker, die im Verlauf dieses Abends auf dieser Bühne versammelt waren :-)
Danke, dass ihr für mich im Regen
steht! Die Betrachtungen von Christel Amberg-Wiegand zu diesem Abend
Sagt Stephan. Dass ich nicht vor der
schier unlösbaren Aufgabe stand, mich zu entscheiden, nämlich
zwischen Fankhauser und Eicher, dafür bin ich im nachhinein noch
übelst dankbar. Die Looserin wäre ja ich gewesen, nicht mal
ansatzweise auszuhalten das. Dem Veranstalter und allen die an diesen
Schräubchen drehten sei mein größtmöglicher Dank versichert. Diesem Basler Sommerereignis geben die
erlebtemusik ein paar Urlaubstage hin. Der Autobahnasphalt zwischen
Frankfurt und Basel kann störungsfrei abgeschrubbelt werden, der
Juli-Wettergott befindet sich bedauerlicherweise auch in Basel gerade
in einer depressiven Phase überwiegend feucht-warmer Inszenierungen,
die Wiedersehensfreude mit den Basler Freunden ist groß, die
Stimmung insgesamt supergut bis narrischaufgeregt, als wir das
Summerstage-Gelände erreichen. Und dort eine knappe Stunde später
in einen musikalischen Sog eintauchen, der voller Überraschungen,
Intensität und Dichte schon gar die Lebensreflexe kurzfristig
aushebelt. Da ist ungläubiges Staunen und maßlose Freude
tiefgestapelt. Die Anmoderation erwähnt zu
Fankhausers Bekanntheitsgrad nicht gerade nebenbei das „The Voice
of... - Ding, was sicherlich seine ungeheure Breitenwirkung nicht
verfehlt. Aber Ätsch – wir durften ihn ohne kennen und lieben
lernen, hin und wieder auch in D, ist leider auch schon wieder ne
Weile her. Jeder Quadratzentimeter Haut und Haar ist Feuer und Flamme
mit dem ersten Ton von Let it rain, das der Opener wird. Es kann gar
nix löschen, ich brenne. Die Luft brennt! Und dann kommt dieser
Fankhauser-Groove ins Rollen, Himmel, wie liebe ich ihn dafür, es
ist wie guter Sex, es soll nicht aufhören. Philipps unverwechselbare
Stimme kommt gut, das „A-Team Horns: Till, Tomi und Lukas, sind wie
immer heiß fließende Lava um den Ausbruchstopf des most sexiest
Blues under the moon and stars: Fankhauserblues ist grundlegend
Marcos brillante Gitarre, Hendrix, das Tier, an den Tasten wie im
Rausch, Angus' ruhig pulsender Bass. Mr. Spooner ist noch auf dem
Weg. Das Publikum ist ob der frühen Bluesstunde und bei fehlendem
echten Summerfeeling DA! Philipp beherrscht das Spiel, kitzelt uns
auf und lässt uns kommen um gleich darauf in das nächste Highlight
durchzustarten. Er lässt viel Raum für seine Jungs und, Jesus, die
wissen was sie tun! Eine Kostprobe des neuen Albums (erscheint im
Herbst) gibt es auch: Sending me angels, sehr sehr zum dahinschmelzen
schön. Liebe und Fankhauser sind zwei starke Subjekte, die bei
Umwandlung in Musik etwas von der Wirkung von Nitroglycerin haben:
herzerweiternd und hochexplosiv! Nach gefühlt fünf Minuten unter
Schnappatmung ist diese herrlich prickelnde Überschwemmung vorbei
und ich warte darauf, was mich runterholt von diesem Ast. Von dem
notwendigen Bühnenzwischengeplänkel bis zum Eicher-Act lasse ich so
wenig wie möglich zu mir durch, ich will oben bleiben in diesem
Elfenbeinturm. Das Ohlungen-Bändchen von 2012 hängt
noch an der Wand „Der Musikgötterbote ist zurück“ steht drauf –
das war mein hocherfreutes Fazit jenes Abends. Maestros Genialität
für besondere Inszenierungen jenseits einer Tourroutine zum Anlass
z.B. eines Festivals ist verbrieft. Also wo wenn nicht hier? Ich
werde mehr als überrascht, bin am Ende völlig geflasht und
sprachlos und schwebe einfach nur. Zwischen dem Opener (ausgerechnet
Hope!, mein Mantra), das fast kammermusikalisch arrangiert daher
kommt: Stephan sitzt inmitten seiner Band und sie überraschen mit
einer ein bisschen country-bluesig-lagerfeuerstimmigen wahrscheinlich
der 875sten Hope-Version, und der überfetten brassigen
Hemmige-Interpretation als Stageräumer im Blaskapellenschritt durchs
Publikum, steigt ein Feuerwerk von Spielfreude, Genialität,
Frechheit, Witz, Charme in den leicht feuchten Nachthimmel. Das
Glücksgrinsen ist jetzt bis über das Frühstück am nächsten
Morgen, als Patricia sagt, „davon jeden Morgen eine Pille“ im
Gesicht festgetackert. Stephan hat wie immer ein absolut
stimmiges Set zusammengestellt, sprich: die Vergangenheitsrosinen und
die Aktuellen. Und er geht damit so übergroßzügig um, denn es
bleibt ja kein Stein auf dem anderen, wenn sich Maestro noch dazu mit
so einer genialen Band diesem Material annimmt, es komplett
aufmischt, neu arrangiert, orchestriert hätte ich bald gesagt, was
in dem Fall wirklich ein Geniestreich ist und sie das absolute
Überraschungsding abliefern, als eine na sagen wir mal 20-30köpfige
Brassband unter Hanks krachender Gitarre (und ner Geige) einen
AC/DC-Klassiker aufs Brett rockt, mit It's a long way to the top eine
meterdicke dichte klare stratzige Soundwand auf die Bühne stellt,
die diese Guggenmusik „Eichhorns“ schließlich in einem
bluegrassgejazzten Hemmige Stück für Stück Mann für Mann über
die Wiese raustragen, bis sie feinkrümelig auch im letzten Zuhörer
oben auf dem grünen Hügel fallengelassen ist. Mir verschlägt es
die Sprache, mir bleibt die Luft weg. Von dem aktuell angesagtesten
Aggregatzustand „tiefenentspannt“ bin ich meilenweit entfernt. Stephan ist offensichtlich ein
unerschöpflicher Ideenpool. Musikgötterbote eben. Das Wettergrau
gehöre zur Inszenierung, meint er, passe bestens zu seinem
silberdurchwirktem Schopf, durch den er gelegentlich wie
selbstvergessen die Haare nach hinten streicht nicht ahnend, wie
verdammt gut das aussieht. Dafür muss er des Wetters Ungnade in Kauf
nehmen, was bedeutet, dass Instrumente - es seien ja echte, betont
er, schon mal nachgestimmt werden müssen. Er nicht. Die Band nicht.
Wir auch nicht. Weiss nid was es isch, ein
götterbotengleiches Tu ne me dois rien, akustisch ruhig mit dezent
feiner Begleitung, L`exception, La Relève kraftvoll dynamisch, die
never ever without's Pas d'amie comme toi, Chanson bleu, Manteau de
gloire, Dèjeuner mit Posaune, Tuba, Horn und was sonst noch zur
Kategorie Blechbläser gehört einschließlich dicke Drumm und so was
und der Kracher Des hauts, des bas in eine kackfreche irgendwie
schizophrene Version mit Papa was a rolling stone untergebracht. Das
muss man erst mal bringen. Versuch mal einer Text und Musik zusammen
zu bringen, die nicht zusammen gehören, die im Kopf anders abgelegt
sind, da kommt jeder mächtig ins Schleudern. Diese Band nicht. Vom
Geigenpizzicatobis zum
Trompetensolo, vom Gitarrenslide bis zum Basslauf. Jeder von ihnen
ist ein Ass und hat ganz offensichtlich ein blindsehendes Verständnis
für Stephans Musikverständnis. Und dass es ihnen Spass macht, sieht
man selbst im Regengrau. Mein Musikgötterbote ist wieder da! Davon
gern mehr. Bitte nicht so sehr verkopft, aber in Wolken schwebend
schon. Gleichzeitig geerdet und doch ein bisschen mit Leichtigkeit
schwebend, geht das? Ja, Maestro, bei dir geht das, unbedingt live,
unbedingt groß und unbedingt mit viel Input von solchen
Leidenschaftsmusikern, die nicht fragen warum, sondern nur wie.
Stephan, ich verneige mich vor dir und deiner Band und danke viele
tausend Mal für diesen Abend, der mit dem Prädikat „unvergesslich“
meine Highlightgalerie bereichert.
|